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Die Geschichte des Rannersdorfer Wallhofes
In Rannersdorf hat sich ein Verein etabliert, der den allen Wallhofturm zum
Zentrum kultureller Aktivitäten ausbauen will. Ein guter Grund, uns diesmal mit
der Geschichte des historischen Rannersdorfer Wallhofes zu befassen.
Ein Edler namens Rainhardt
Als die Babenberger Mitte des 12. Jahrhunderts mit der Belehnung von Gütern
an ihre Vasallen in unserem Gebiet begannen, dürfte ein Edler names "Rainhardt"
(auch "Reinhardt") vom Babenberger Markgraf Leopold III. (1073-1136)
mit einem Landgut auf dem Gebiet der heutigen Katastralgemeinde Rannersdorf
belehnt worden sein.
Es ist anzunehmen, daß sich Rainhardt einen befestigten Landsitz,
wahrscheinlich sogar im Areal des späteren Wallhofes, errichten ließ und
danach die um diese Befestigung entstehende Ansiedlung nach ihrem Gründer
"Rainhardtsdorf" benannt wurde. Tatsächlich wird der Ortsname "Rainhardtsdorf"
erstmals um 1140 im Traditionskodex des Stiftes Klosterneuburg erwähnt.

Um das Jahr 1310 wurde im Zuge einer Schenkung an das Stift
Klosterneuburg ein gewisser "Siegfriedus von Reinhardtsdorf" erwähnt,
der als letzter Nachkomme des erwähnten Rainhardts gilt.
Kurz nach 1330 kam das St. Martinsspital vor dem Widmertor bei
der Laimgrube in Wien in den Besitz des ersten Rannersdorfer Freihofes, der es
bald darauf einem gewissen Albert von Polnheim weiterverkaufte. Nach dessen Tod
verkaufte seine Witwe "den Hof zu Reinhardtsdorf auf der Swechent" am
22. März 1347 den Brüdern Jansen und Ulrich Merswanchen.
Vom "Hof zum heiligen Geist" zum "Wallhof"
1356 kaufte der Predigerorden, der das Wiener Spital "Zum
heiligen Geist" betrieb, von "Jansen dem Merswanchen" den
Rannersdorfer Freihof. Der Orden bewirtschaftete das Gut aber nicht selbst,
sondern vergab es an Nachkäufer (sogenannte "Grundholde"), die
allerdings nur den Baubestand und die Nutzbarkeit der Liegenschaften kaufen
konnten. Die Grundherrlichkeit und das damit verbundene Recht, von den
Liegenschaften Abgaben und Steuern einzuheben, verblieb beim Predigerorden
"Zum heiligen Geist". Im Jahre 1434 verkaufte der Frater des Ordens,
Joannes Steinberg, das Landgut samt der Grundherrlichkeit an "den Edlen
Hans von Ebersdorf", der es dann an Lehensträger weitergab, von denen
einige Ihre Pachtgründe unterverpachteten.
Nach oftmaligem Besitzerwechsel gelangte der Hof im Jahre 1578
in den Besitz der Familie des Preßburger Postmeisters Peter von Paar. Dreißig
Jahre später, im Jahre 1608, verkauften die Paar'schen Erben ihr Gut an einen
gewissen Georg von Gurtner, der zusammen mit seinem Sohn Phillip Jacob im selben
Jahr von Kaiser Rudolf II. in den Reichsritterstand erhoben worden war.
Die Gurtners übernahmen den Freihof mit allen Rechten als
Grundherren. In einer Urkunde, die am 10. September 1615 ausgestellt wurde, wird
im Zuge eines weiteren Grundankaufs Gurtners erstmals des Name
"Wahlhof" für das Rannersdorfer Gut genannt. Gurtners Sohn Phillip
Jacob verschuldete sich uns seine Erben mußten schließlich am
12. März 1661 "den Wahlhof zu Rannersdorf samt allen seinen Ein-
und Zugehörigen Freiheiten, Grunddiensten, Hofäcker, Wiesmath ... Recht
und Gerechtigkeiten" an den Prior und Konvent der Dominikaner in Wien
verkaufen, die dann bis 1848 die Grundherrlichkeit ausübten.
Der neue Wallhof
Die Dominikaner rissen den alten Wallhof nieder und errichteten
bis 1662 das noch heute bestehende Hauptgebäude zusammen mit einem Turm, in dem
sie ihre Kapelle unterbrachten und betrieben in den nächsten 180 Jahren
die Bewirtschaftung der zum Wallhof gehörenden Ackergründe, Wiesen und die
Viehzucht in Eigenregie.
Ab dem Jahr 1845 verpachteten die Dominikaner den Wallhof.
Erster Pächter war Josef Heidmann (1845-1864), dann folgte ihm Hermann Bucharz
(1864-1866). Im Jahre 1866 haben die Dominikaner "dem Turm eine neue
Gestalt gegeben und aus Ziegeln ein neues Stockwerk aufgesetzt und ein neues
Kreuz gießen lassen".
Als nächster pachtete Leopold Gabitzer (1868-1887) den Gutshof.
Gabitzer starb im Jahre 1887, seine Frau bewirtschaftete den Wallhof bis zum
Jahr 1895 weiter. Danach scheinen schließlich noch Florian Otawa und
Dr. Franz Friedl in der Zeit von 1896 bis 1898 als Pächter auf.
Am 22. September 1900 kaufte die neugegründete "Wiener
Brauhaus G.m.b.H.", die in Rannersdorf ein Brauhaus errichtete, das
landgräfliche Gut Wallhof mit 286 Joch Acker- und Wiesengrund von den
Dominikanern.
Da das Brauhaus bald in große finanzielle Schwierigkeiten
geriet, verkaufte es die "Wiener Brauhaus G.m.b.H." am
27. Juni 1905 samt dem Wallhof an die Gemeinde Wien. Diese führt die
Brauerei als "Brauhaus der Stadt Wien" bis 31. Dezember 1959
weiter. Dann wurde die Brauerei stillgelegt und in weiterer Folge verkauft. Der
Wallhof aber verblieb im Eigentum der Gemeinde Wien, die dort noch immer die
Landwirtschaft betreibt.
Adolf Ezsöl
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