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Die Geschichte des Rannersdorfer Wallhofes

In Rannersdorf hat sich ein Verein etabliert, der den allen Wallhofturm zum Zentrum kultureller Aktivitäten ausbauen will. Ein guter Grund, uns diesmal mit der Geschichte des historischen Rannersdorfer Wallhofes zu befassen.

Ein Edler namens Rainhardt

Als die Babenberger Mitte des 12. Jahrhunderts mit der Belehnung von Gütern an ihre Vasallen in unserem Gebiet begannen, dürfte ein Edler names "Rainhardt" (auch "Reinhardt") vom Babenberger Markgraf Leopold III. (1073-1136) mit einem Landgut auf dem Gebiet der heutigen Katastralgemeinde Rannersdorf belehnt worden sein.

Es ist anzunehmen, daß sich Rainhardt einen befestigten Landsitz, wahrscheinlich sogar im Areal des späteren Wallhofes, errichten ließ und danach die um diese Befestigung entstehende Ansiedlung nach ihrem Gründer "Rainhardtsdorf" benannt wurde. Tatsächlich wird der Ortsname "Rainhardtsdorf" erstmals um 1140 im Traditionskodex des Stiftes Klosterneuburg erwähnt.

"Innen Ansücht des Dominikaner Hofes in Rannersdorf von Südost. Nach der Natur aufgenommen und gezeichnet von Alex Parzizek Pred. Ord. Im Jahre 1798" (Aquarell im Museum der Stadt Wien)

Um das Jahr 1310 wurde im Zuge einer Schenkung an das Stift Klosterneuburg ein gewisser "Siegfriedus von Reinhardtsdorf" erwähnt, der als letzter Nachkomme des erwähnten Rainhardts gilt.

Kurz nach 1330 kam das St. Martinsspital vor dem Widmertor bei der Laimgrube in Wien in den Besitz des ersten Rannersdorfer Freihofes, der es bald darauf einem gewissen Albert von Polnheim weiterverkaufte. Nach dessen Tod verkaufte seine Witwe "den Hof zu Reinhardtsdorf auf der Swechent" am 22. März 1347 den Brüdern Jansen und Ulrich Merswanchen.

Vom "Hof zum heiligen Geist" zum "Wallhof"

1356 kaufte der Predigerorden, der das Wiener Spital "Zum heiligen Geist" betrieb, von "Jansen dem Merswanchen" den Rannersdorfer Freihof. Der Orden bewirtschaftete das Gut aber nicht selbst, sondern vergab es an Nachkäufer (sogenannte "Grundholde"), die allerdings nur den Baubestand und die Nutzbarkeit der Liegenschaften kaufen konnten. Die Grundherrlichkeit und das damit verbundene Recht, von den Liegenschaften Abgaben und Steuern einzuheben, verblieb beim Predigerorden "Zum heiligen Geist". Im Jahre 1434 verkaufte der Frater des Ordens, Joannes Steinberg, das Landgut samt der Grundherrlichkeit an "den Edlen Hans von Ebersdorf", der es dann an Lehensträger weitergab, von denen einige Ihre Pachtgründe unterverpachteten.

Der Wallturm heute

Nach oftmaligem Besitzerwechsel gelangte der Hof im Jahre 1578 in den Besitz der Familie des Preßburger Postmeisters Peter von Paar. Dreißig Jahre später, im Jahre 1608, verkauften die Paar'schen Erben ihr Gut an einen gewissen Georg von Gurtner, der zusammen mit seinem Sohn Phillip Jacob im selben Jahr von Kaiser Rudolf II. in den Reichsritterstand erhoben worden war.

Die Gurtners übernahmen den Freihof mit allen Rechten als Grundherren. In einer Urkunde, die am 10. September 1615 ausgestellt wurde, wird im Zuge eines weiteren Grundankaufs Gurtners erstmals des Name "Wahlhof" für das Rannersdorfer Gut genannt. Gurtners Sohn Phillip Jacob verschuldete sich uns seine Erben mußten schließlich am 12. März 1661 "den Wahlhof zu Rannersdorf samt allen seinen Ein- und Zugehörigen Freiheiten, Grunddiensten, Hofäcker, Wiesmath ... Recht und Gerechtigkeiten" an den Prior und Konvent der Dominikaner in Wien verkaufen, die dann bis 1848 die Grundherrlichkeit ausübten.

Der neue Wallhof

Die Dominikaner rissen den alten Wallhof nieder und errichteten bis 1662 das noch heute bestehende Hauptgebäude zusammen mit einem Turm, in dem sie ihre Kapelle unterbrachten und betrieben in den nächsten 180 Jahren die Bewirtschaftung der zum Wallhof gehörenden Ackergründe, Wiesen und die Viehzucht in Eigenregie.

Ab dem Jahr 1845 verpachteten die Dominikaner den Wallhof. Erster Pächter war Josef Heidmann (1845-1864), dann folgte ihm Hermann Bucharz (1864-1866). Im Jahre 1866 haben die Dominikaner "dem Turm eine neue Gestalt gegeben und aus Ziegeln ein neues Stockwerk aufgesetzt und ein neues Kreuz gießen lassen".

Als nächster pachtete Leopold Gabitzer (1868-1887) den Gutshof. Gabitzer starb im Jahre 1887, seine Frau bewirtschaftete den Wallhof bis zum Jahr 1895 weiter. Danach scheinen schließlich noch Florian Otawa und Dr. Franz Friedl in der Zeit von 1896 bis 1898 als Pächter auf.

Am 22. September 1900 kaufte die neugegründete "Wiener Brauhaus G.m.b.H.", die in Rannersdorf ein Brauhaus errichtete, das landgräfliche Gut Wallhof mit 286 Joch Acker- und Wiesengrund von den Dominikanern.

Da das Brauhaus bald in große finanzielle Schwierigkeiten geriet, verkaufte es die "Wiener Brauhaus G.m.b.H." am 27. Juni 1905 samt dem Wallhof an die Gemeinde Wien. Diese führt die Brauerei als "Brauhaus der Stadt Wien" bis 31. Dezember 1959 weiter. Dann wurde die Brauerei stillgelegt und in weiterer Folge verkauft. Der Wallhof aber verblieb im Eigentum der Gemeinde Wien, die dort noch immer die Landwirtschaft betreibt.

Adolf Ezsöl

zuletzt aktualisiert am 22.10.2022
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